Akzeptanzanalyse Landwirtschaft
Akzeptanzanalyse zu Grundwasserschutz im Ackerbau im Kontext von Dürrestress
In Arbeitspaket A3.2 des Verbundprojektes StressRes wurde durch das Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim zwischen November 2023 und Juni 2024 eine Akzeptanzanalyse zu landwirtschaftlichen Grundwasserschutzmaßnahmen durchgeführt.
Hintergrund
Sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch Wasserversorger sind durch Wasserentnahme Teil der Grundwasserbewirtschaftung und somit direkte Treiber der Grundwasserquantität. Die Landwirtschaft ist als Verursacher von Nitrateinträgen zusätzlich direkter Treiber der Grundwasserqualität. Zukünftige Klimaveränderungen lassen zunehmende Wassernutzungskonkurrenz mit der Folge von steigendem Konfliktpotential zwischen Wasserversorgern und Landwirtschaft erwarten. Daher ergibt sich die wachsende Notwendigkeit zur Kooperation im Grundwassermanagement zwischen den Grundwasserbewirtschaftern mit dem Ziel der Verbesserung der Grundwasser- und Trinkwasserqualität, z. B. in Form von Gewässerschutzkooperationen. Abbildung 1 veranschaulicht Folgen von in Zukunft häufiger auftretender Dürreereignisse.
Abbildung 1: Folgen von in Zukunft häufiger auftretenden Trockenperioden.
Methodik
Um die Bereitschaft landwirtschaftlicher Betriebe zu freiwilligen Grundwasserschutzmaßnahmen in Dürrezeiten zu evaluieren, wurde eine Akzeptanzanalyse in Form eines Entscheidungsexperimentes (Discrete Choice Experiments, DCE) durchgeführt. Entscheidungsexperimente werden eingesetzt, um den relativen Einfluss der Merkmale von Handlungsalternativen auf das Auswahlverhalten zu bestimmen, wodurch die Akzeptanzbereitschaft (Willingness to Accept) abgeleitet werden kann.
Die Befragung für die Akzeptanzanalyse wurde sowohl in Präsenz mit Präsentation und Diskussion als auch online mit Hilfe von regionalen Bauernverbänden umgesetzt. Insgesamt wurden 31 Betriebe befragt, Betriebsschwerpunkte waren Ackerbau mit Getreide- und Hackfruchtanbau, der durchschnittliche Sonderkulturanteil lag bei 20 %. Die teilnehmenden Betriebe kamen überwiegend aus den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen und bewirtschaften im Durchschnitt 155 ha Ackerland. 94 % der Betriebe bewässern aktuell etwa 69 % ihrer Ackerfläche.
Die Grundlage des Entscheidungsexperimentes stellte eine fiktive Gewässerschutzkooperation zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und regionalen Wasserversorgern dar, in der Landwirtinnen und Landwirte zwischen verschiedenen Maßnahmenbündeln zum Grundwasserschutz wählen konnten, mit jeweils unterschiedlich dimensionierten Ausgleichsleistungen in Form von subventionierten Wasserbereitstellungskosten und Wasserentnahmemengen für Bewässerungsmaßnahmen unter jeweils unterschiedlicher Dürreeintrittswahrscheinlichkeit. Das Ziel des Entscheidungsexperimentes war es, die potentielle Umsetzungsbereitschaft von landwirtschaftlichen Betrieben für einzelne Grundwasserschutzmaßnahmen in Abhängigkeit von Ausgleichsleistungen, Dürrewahrscheinlichkeit sowie weiteren Einflussgrößen wie Betriebsstruktur und Anbauspektrum aufzuzeigen.
Das Entscheidungsexperiment bestand aus acht Fragebögen (Choice Sets) mit je drei Szenarien, aus denen die Teilnehmenden das aus ihrer Sicht vorteilhafteste wählen sollten.
Abbildung 2: Exemplarische Darstellung eines Befragungsbogens (Choice Sets) des Entscheidungsexperiments.
Ergebnisse
Eine Reduktion der N-Düngung um durchschnittlich 10 % sowie der Anbau von Zwischenfrüchten gehen mit der vergleichsweise höchsten Akzeptanz einher. Ein Verzicht auf Herbizide auf 25 % bzw. 50 % der Teilfläche ist die am wenigsten präferierte Maßnahme. Um auf 25 % der Ackerfläche auf Herbizide zu verzichten, würden die Teilnehmenden im Mittel einen um ca. 0,64 € je m3 ermäßigten Wasserpreis fordern, für die Reduktion der N-Düngung um 10 % nur eine Ermäßigung um ca. 0,20 € je m3. Bei einer durchschnittlichen jährlich nachgefragten Wasserentnahme zur Bewässerung von 1.230 m3/ha über alle Kooperationsszenarien, ergäbe sich z. B. ein notwendiger Kompensationsbetrag von ca. 250 € je ha und Jahr, damit Betriebe zu einer Reduktion des gesamten N-Mineraldüngeraufwands von 10 % bereit wären. Die Eintrittswahrscheinlichkeit von Dürre hatte keine signifikanten Auswirkungen auf die Auswahlentscheidung.
Die Ergebnisse der Akzeptanzanalyse zu landwirtschaftlichen Grundwasserschutzmaßnahmen wurden auf der 34. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie (ÖGA) vom 19.-20.09.2024 an der BOKU Wien präsentiert sowie im Tagungsband 24 - Globale Herausforderungen für Agrar- und Ernährungssysteme in Europa veröffentlicht:
Börner, J.; Angenendt, E.; Bahrs, E.; Sponagel, C. (2024): Akzeptanzanalyse zu Grundwasserschutz im Ackerbau im Kontext von Dürrestress. In: Tagungsband 2024. 34. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie (ÖGA), "Globale Herausforderungen für Agrar- und Ernährungssysteme in Europa" (PDF), Universität für Bodenkultur Wien, 19.09.2024-20.09.2024, S. 33-34.