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Auswirkungen

Auswirkungen von Niedrigwasser auf Wassernutzung

Negative Folgen sind durch Trockenheit verursachte Effekte und damit Symptome der zugrundeliegenden Vulnerabilität gegenüber Trockenheit (Knutson et al., 1998). Sie sind das Resultat einer Kombination aus der Intensität der Naturgefahr und der Vulnerabilität des untersuchten Systems (Birkmann et al., 2013). Traditionell werden bei der Definition von NW (oder Trockenheit) verschiedene Kennwerte zur Charakterisierung der Abflusssituation (oder des Niederschlagsdefizits) genutzt. Eine Einordnung bezüglich der Folgen auf die sozioökonomischen und ökologischen Systeme bleibt meistens außen vor. Blauhut et al. (2016) konnten in ihrer Arbeit die Bedeutung einer integrierten Trockenheitsrisikoanalyse belegen und appellieren für einen Paradigmenwechsel hin zu einer Kombination aus Gefahrenanalyse, Folgeninformationen und Vulnerabilitätsbewertung. Dieser Idee folgend wird in dieser Studie der Versuch unternommen eine Sammlung der historischen Folgen von trockenheitsbedingtem NW auf der Basis des European Drought Impact Report Inventory (EDII) auf Gemeindeebene durchzuführen. Das EDII (www.geo.uio.no/edc/droughtdb) ist eine Zusammenstellung von dokumentierten Dürrefolgenberichten historischer und neuerer Trockenheitsereignisse basierend auf einer Vielzahl unterschiedlichster Quellen (z.B. Wissenschaftliche Publikationen, Zeitungen, Webseiten, persönliche Beobachtungen) (vgl. Stahl et al., 2016). Die Datenbank ist eine Sammlung von Berichten über negative, ökologische, ökonomische und soziale Effekte durch Trockenheit, welche üblicher Weise als direkte oder indirekte, und materiell oder immateriell Folgen charakterisiert werden (Wilhite et al., 2007). Sämtliche Berichte der Datenbank sind:

  • Räumlich referenziert, entweder zu ihrer jeweiligen NUTS Region (Systematik zur eindeutigen Identifizierung und Klassifizierung der räumlichen Bezugseinheiten der amtlichen Statistik in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union) oder zu Lokalitäten wie Flüsse und Seen.
  • Zeitlich referenziert, mindestens dem Jahr des Auftretens, wenn möglich der Jahreszeit oder dem Monat des Auftretens der Folgen. Weiterhin erfolgt eine Zuordnung zu einem regionalen oder übergeordneten Trockenheitsereignis (z.B. europäischer Hitzesommer 2003).
  • Einer von 15 Folge-Kategorien und einer Auswahl an Folge-Typen zugeordnet. Zusätzliche Informationen zu sekundären Folgen und Maßnahmen ihrer Minimierung können ebenfalls vorhanden sein.
  • Durch mindestens einen Experten geprüft.

 

Die Mehrheit der bisher vorhandenen Informationen bezieht sich auf größere räumliche Einheiten (Regierungsbezirke und höher). Auch wurden zu Beginn der Studie noch wenige Einträge für das 2015 Ereignis verzeichnet. Im Rahmen dieser Pilotstudie (Blauhut et al. 2017) wurde deshalb eine umfassende Analyse aktueller Folgenberichte in den Untersuchungsgebieten (und darüber hinaus) durchgeführt. Zusätzlich wurden die aus den zwei Auftaktworkshops und den 115 verwertbaren persönlichen Interviews stammenden Informationen in die Datenbank eingespeist. Eigens für diese Studie wurde dafür die neue Informationsquellenkategorie „Interviews“ hinzugefügt. Zur detaillierten Analyse wurden Informationen der Kreis-Ebenen Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg i.Br. Stadtkreis, Rheinneckar Kreis, den Teilunter-suchungsgebieten (Abb. A1) Hochschwarzwald, Zartener Becken und Dreisam von Freiburg, Mühlbach, Alte Dreisam, sowie Leimbach (bei Heidelberg), zugeordnet.

In der Abbildung (unten) werden die dokumentierten Folgen durch Dürre den dokumentierten Folgen durch NW [Stand 01.07.2016] gegenübergestellt. Hierbei sind die Folgenberichte über NW eine per Stichwort und Kategorisierung gefilterte Teilmenge aller trockenheitsbedingten Folgen in der Datenbank. Unverkennbar ist die deutlich kleinere Anzahl an Folgenberichten über NW, welche die relativ geringe Nutzung von Fließgewässern widerspiegelt. Während Trockenheit großen direkten Einfluss auf Land-, Vieh- Weide- und Forstwirtschaft hat, werden Fließgewässer zur Versorgung und Bewässerung weniger genutzt und haben daher auch ein geringeres Risiko zu negativen ökologischen oder sozioökonomischen Folgen durch NW beizutragen.

Die Abbildung zeigt die Auswirkungen von Niedrigwasser auf Teileinzugsgebiete der Dreisam und des Leimbachs (Blauhut et al. 2017)

Verringerte Energieproduktion und erhöhte finanzielle Verluste für Energieproduktion und Industrie wurden im Hochschwarzwald und der Dreisam ab Freiburg als Folgen im Jahr 2015 gefunden. Hierbei handelt es sich einerseits um das Wasserkraftwerk am Sandfang, andererseits um erhöhte Kosten für Industrie- und Gewerbebetriebe, die auf andere Wasserressourcen für Kühlungsprozesse ausweichen mussten. Probleme mit lokalen Wasserversorgungsengpässen wurden 2015 lediglich für den Fall des Tiefbrunnens der Badenova im Zartener Becken dokumentiert. Folgen auf die Wasserqualität sind für beide Fälle, Trockenheit und NW, verzeichnet. Folgen auf die Wasserqualität von Oberflächengewässern wurden 2015 im Bereich Dreisam unterhalb von Freiburg und 2003 und 2015 dokumentiert. Der überwiegende Teil an Berichten wurde für den Bereich „Aquatische Ökosysteme“ erfasst. Diese Folgen hängen direkt mit der Abflussmenge und Wasserqualität zusammen (z.B. Aus-trocknen perennierender Flüsse, Erhöhung der Mortalität aquatischer Lebensformen). Als lokale bzw. regionale Nutzungskonflikte mit den ökologischen Ansprüchen aquatischer Lebensgemeinschaften an eine ausreichende Niedrigwasserführung wurden durch das Landratsamt Hochschwarzwald-Breisgau bekannte, illegale Wasserentnahmen an der Dreisam unterhalb von Freiburg, dem Mühlbach sowie am Leimbach dokumentiert.

Die Wirkungsberichte geben eine überblickhafte Einschätzung der Vulnerabilität verschiedener Wassernutzer gegenüber Dürre. Es wird deutlich, dass vor allem die „Aquatischen Ökosysteme“ der Dreisam vulnerabel sind. Verursacht wird dies primär durch hohe Wassertemperaturen und geringe Abflüsse bis zum Trockenfallen der Dreisam und ihrer Zuflüsse in den Gebieten des Zartener Beckens bis Riegel. Folgen auf Energie und Industrie sowie die Öffentliche Wasserversorgung werden zwar berichtet, sind aber gering im Um-fang. Dies zeugt, von einer geringen Vulnerabilität gegenüber den Folgen von Niedrigwasser, da in diesen Sektoren Notfallpläne wie das Zurückgreifen auf andere Wasser- oder Energieressourcen vorhanden sind (Bestätigung durch Interviews).