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Dürremanagement Dreisam - das Projekt

Hintergrund

Im Einzugsgebiet (EZG) der Dreisam, wie in vielen anderen Gebieten Deutschlands, kommt es bei Dürreereignissen zu negativen Auswirkungen. Diese Auswirkungen betreffen eine Vielfalt an sozio-ökonomischen und ökologischen Systemen. Typische betroffene Sektoren im Untersuchungsgebiet sind dabei Land- und Forstwirtschaft, Energiegewinnung, Öffentliche Wasserversorgung sowie Aquatische Ökosysteme.

Verschiedene Szenarien prognostizieren eine Zunahme und Intensivierung von Dürreereignissen, und somit auch ihrer Auswirkungen. Seit geraumer Zeit ist diese Veränderung bereits spürbar. So kam es in den Jahren 2003, 2011, 2015-2020 zu verschiedenen Dürreereignissen in der Region. Hierbei sind insbesondere die langanhaltenden hydrologischen Dürren zwischen 2015 und 2020 für den Südbadischen Raum hervorzuheben. Insbesondere für das EZG der Dreisam ist das Auftreten von hydrologischer Dürre ein bekanntes, wiederkehrendes Phänomen (Blauhut et al. 2017a). Die hydrogeologischen Gegebenheiten des Einzugsgebietes forcieren eine schnelle Reaktion des Grundwasserleiters auf Niederschlagsdefizite. Je nach Schwere des Ereignisses kommt es bei verschiedenen Abschnitten zum Trockenfallen des Gewässers. Seit 2015 wurden in den Kopfeinzugsgebieten des Eschbachs sowie Wagensteigbach und Ibenbach zusätzlich Sunk und Schwall Erscheinungen berichtet. Beide dieser Erscheinungen haben enorme Auswirkungen auf die Wassernutzungsgeflechte des EZG und verursachen ein hohes Konfliktpotential. Dabei können diese nicht nur den klimatischen sowie hydrogeologischen Gegebenheiten zugeschrieben werden.

Vorstudien im EZG haben die hydrologische Situation bereits analysiert und verschiedene Problemfelder identifiziert. Seitens des Gewässermonitorings ist dies insbesondere die fehlende Repräsentativität des Pegels Ebnet für das EZG, mangelndes Wissen zur Fließgewässer-Grundwasser Interaktion sowie zum anthropogenen Einfluss auf die Gewässer im Längsschnitt des EZG. Eine Ausweitung und Weiterentwicklung der Niedrigwasserrisikoanalyse von Blauhut et al. (2017b, c) auf die Kopfeinzugsgebiete der Dreisam bedarf daher mehr Erkenntnis seitens der Naturgefahr: Ausweitung des hydrologischen Messnetzes bezüglich Wasserquantität sowie Wasserqualität, Modellierung der Grundwassers-Fließgewässer Interaktion unter der Berücksichtigung von Entnahmen. Seitens der Vulnerabilität müssen sektorspezifische Studien zu Auswirkungen von Dürre in der Vergangenheit folgen. Insbesondere fehlt es an systematisch aufbereiteten Informationen zu Auswirkungen auf die aquatischen Ökosysteme in Hinblick auf die Qualität der Dreisam EZG als Habitat, u.a. für Lachs sowie Dohlenkrebse. Die angewandte Praxis der gewerblichen sowie privaten Wasserentnahmen im EZG spielt hierbei eine besondere Rolle. Da Dürre eine langanhaltende, weiträumige und unabwendbare Naturgefahr darstellt, kann eine Minderung potentieller Folgen lediglich über eine Minderung der Vulnerabilität erreicht werden. Im Rahmen eines Dürremanagements können diesbezüglich Handlungsstrategien, auf der Basis von Dürrerisikoanalysen, entwickelt werden.

Obwohl international viel beachtet, ist in Deutschland ein Dürremanagement auf der Skala von Einzugsgebieten noch wenig verbreitet, und lediglich allgemein gültige Anpassungstrategien und Leitlinien sind vorhanden. Ferner ist ein Dürremanagement seitens der Bundes- bzw. Landesgesetze nicht vorgesehen. Es liegt daher an den Betroffenen selbst, kooperativ ein Dürremanagement zu etablieren. Im Dreisam EZG kam es aufgrund der Auswirkungen der Dürre 2018 zu verschiedenen Treffen zwischen betroffenen Akteuren, den zuständigen Behörden sowie der Forschung. Mit dem Konsens der gemeinsamen Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur zukünftigen Minderung von Dürreauswirkungen, um von reaktiven zu proaktiven Handlungen zu kommen, wurde im September 2018 die Initiative "Dürremanagement Dreisam" einberufen. DüMa-3sam möchte auf dem Wissenstands der Dürreforschung in Baden-Württemberg sowie im Gebiet stattgefundenen Voruntersuchungen aufbauen und schrittweise die Grundlagen zur Ableitung von Wegweisern für ein integratives Dürremanagement im Dreisam EZG entwickeln. Dabei wird hydrologisches Monitoring und Modellierung mit neuen Konzepten der Risikoanalyse und Bewusstseinsbildung verbunden, um die Grundlagen für potentielle Maßnahmen und Vorsorge zu erörtern. Die dabei verwendeten Methoden reichen von hydrologischer Feldarbeit, der Installation neuer Monitoringnetze, über Umfragen in der Bevölkerung, der Nutzung neuartigen Citizen Science Projekten zur Bewusstseinsbildung sowie Datengewinnung bis hin zur Modellierung eines Dürremanagements. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen im Rahmen der „Initiative Dürremanagement Dreisam“ diskutiert und auf Anwendbarkeit und Umsetzungsmöglichkeit geprüft werden. Das übergreifende Ziel des Projektes ist die Entwicklung von übertragbaren Wegweisern zum Dürremanagement in Deutschland am Beispiel des Dreisam Einzugsgebietes.

Forschungsfragen

  • Naturgefahr Dürre (Klima und Hydrologie): Welche Messungen können die bestehenden Informationen zur Bewertung lokaler Gegebenheiten sinnvoll ergänzen? Welchen Einfluss haben Wassernutzung und Entnahmen auf die Hydrologie des Einzugsgebietes während eines Dürreereignisses?
  • Vulnerabilität und Risiko: Was ist die sektorspezifischen Vulnerabilität gegenüber Dürre im Einzugsgebiet? Was sind Ihre Ursachen? Welche Faktoren bestimmen das regionale Dürrerisiko?
  • Bewusstseinsbildung: Welche kurz-und langfristigen Maßnahmen können die Bevölkerung aktiv in den Prozess des Dürremanagements einbinden?
  • Management: Wie lassen sich Wassernutzungsstrategien im Rahmen eines Dürremanagements modellieren? Wie lässt sich ein nachhaltiges, beschlussfähiges Dürremanagement im Einzugsgebiet umsetzen?

Projektziele

Entwicklung eines partizipativen Ansatzes zum Dürremanagement für mesoskaligen Einzugsgebiete am Beispiel des Dreisam Einzugsgebietes.

  1. Verbessertes Verständnis der hydro-klimatischen Gegebenheiten und deren anthropogener Beeinflussung im Einzugsgebiet
  2. Bildung eines aktiven Netzwerkes aus lokalen Akteuren
  3. Identifizierung der Sektorspezifischer Interessen
  4. Umsetzbare Dürremanagementstrategien und Handlungsempfehlungen für das Dreisam EZG
  5. Ableitung eines Dürremanagements für mesoskalige Einzugsgebiete in Deutschland

 

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Das Projekt wird vom Energieversorgungsunternehmen Badenova AG & Co. KG finanziert